Julirevolution in Frankreich

 

  1. Die Julirevolution in Frankreich 

Die Julirevolution in Frankreich sollte insbesondere beim deutschen Volk einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Wiederherstellung des bourbonischen Königtums in Frankreich erzeugte neue Gegensätze zwischen Bürgertum und Adel. Anstatt diese Gegensätze zu überbrücken, war die neue Regierung unter König Karl X. darum bemüht, auch die letzten Auswirkungen der Revolution von 1789 auszumerzen und den Einfluss des Bürgertums noch weiter zurückzudrängen. Als der König Karl X. durch diktatorische Maßnahmen versuchte, das Wahlrecht zu ändern und die Pressezensur einzuführen, kam es im Juli 1830 zum bewaffneten Aufstand in Paris. Karl X. wurde vertrieben und anstatt seiner Louis Philippe zum neuen König ernannt. Der neue Herrscher wandte sich vom Gottesgnadentum ab und verstand sich als „Bürgerkönig“, der sich nicht mehr auf den Adel stütze, sondern auf das Bürgertum. Frankreich wurde mit seiner Regierungsform zum Vorbild aller bürgerlichen Fortschrittsparteien in Europa.  

  1. Entwicklung in Deutschland

Als eine der ersten deutschen Reaktionen auf die französische Julirevolution verjagten die Braunschweiger ihren Herzog. Mit Sorge sahen andere deutsche Staaten diese Entwicklung und gaben dem Volk die von ihnen gewünschten Verfassungen.
Im Mai 1832 kam es zu einer bedeutenden Verkündigung für Einheit und Freiheit in Hambach an der Weinstraße. Unter den „deutschen Farben” Schwarz-Rot-Gold demonstrierten mehr als 30.000 Menschen – unter ihnen der Schriftsteller Ludwig Börne und zahlreiche Mitglieder der verbotenen Burschenschaften – auf dem "Hambacher Fest". Sie forderten die Souveränität des Volkes, eine republikanische Verfassung, die nationale Einheit Deutschlands „in einem konföderierten Europa” und solidarisierten sich unter anderem mit der französischen Julirevolution. Im „Hambacher Lied“ wird der nationale Gedanke der Aufständigen deutlich. 
Auch gegen den Frankfurter Bundestag kam es im April 1833 im „
Frankfurter Wachensturm“ zu einem Studentenputsch. Der politische Wille des deutschen Volkes war unverkennbar.  
Doch die Regierungen verstanden und sahen das politische Aufbegehren ihrer Völker nicht. Anstatt einen Schritt zum Volk zu machen, entschieden sich die Fürsten, die Zensur noch strenger zu handhaben und ordneten durch eine neu erschaffene Untersuchungskommission Hunderte von Verhaftungen an. Allein schon das Zeigen einer schwarz-rot-goldenen Fahne wurde geahndet. Bedeutsames Zeugnis der freien Meinungsäußerung war der Protest der „Göttinger Sieben“, unter ihnen die Gebrüder Grimm, die gegen die Aufhebung der hannoverschen Verfassung protestierten. Es endete damit, dass alle sieben Professoren aus dem akademischen Dienst entlassen wurden. Das deutsche Volk zeigte Mitgefühl mit den Professoren und sammelte Geld, um ihnen ihr Gehalt weiterhin zu bezahlen. Obwohl die Entlassung die gegenteilig erhoffte Wirkung des hannoverschen Fürsten mit sich zog, ging die „Demagogenverfolgung“ weiter.

 

Der Liberalismus
 

  1. Aufstieg des Bürgertums

Durch die Einführung der Maschine, den Aufschwung der Wirtschaft und die besseren Verkehrsverhältnisse, begannen unter anderem auch die deutschen Städte aufzublühen. Eng verbunden war hiermit der Aufstieg des Bürgertums. Durch den Wegfall der Zunftschranken und die Einführung der Gewerbefreiheit hatte nun der Tüchtige die Möglichkeit, sich durch eigene Arbeit zu Wohlstand zu verhelfen. Allmählich wurden die aus früheren Zeiten stammenden Beschränkungen des Bürgertums (z. B. Berufsbeschränkungen) zunehmend abgelehnt. Das Volk wollte sich nicht mehr von der Obrigkeit bevormunden lassen.  

  1. Wesen und Ziele des Liberalismus

Die Anhänger dieser Betrachtungsweise nannten sich Liberale. Diese verlangten die bürgerlichen Grundfreiheiten, die sich aus den Menschenrechten erklärten sowie eine konstitutionelle Regierung unter Teilnahme einer Volksvertretung. Wirtschaftlich vertrat man das freie Unternehmertum, das Privateigentum und den Freihandel ohne Zölle. Außenpolitisch forderten die Liberalen Freiheit und Selbstbestimmung für alle Völker und bemühten sich um den deutsch-nationalen Einheitsstaat.
Doch obwohl es in Deutschland niemals zu einer Herrschaft des liberalen Bürgertums kam, waren die liberalen Strömungen keineswegs zu unterschätzen.

 

Die Wirtschaft – Wegbereiterin der deutschen Einheit

 

  1. Die Anfänge der Industrialisierung in Deutschland

Die industrielle Entfaltung Deutschlands wurzelte indirekt in der Kontinentalsperre Napoleons. Als von England weder Eisen noch Kohle nach Deutschland geliefert werden konnten, entwickelte sich im Ruhrgebiet allmählich eine Schwerindustrie. Auch die Tuch- und Leinenindustrie erhielt neuen Auftrieb. In der Landwirtschaft wurde der überseeische Rohrzucker durch die deutsche Zuckerrübe ersetzt. Der Verzicht der Dreifelderwirtschaft erhöhte entscheidend die Ernteerträge. Die Entwicklung von großen Fabriken wurde jedoch aufgrund der Kleinstaaterei und Mangel an Kapital maßgebend erschwert. 
Das Ende der Kontinentalsperre 1815 führte zu einem Rücklauf der deutschen vorindustriellen Bestrebungen. Englische Fabrikwaren überschwemmten wieder den deutschen Markt. Die hohe Schuldenlast aus den Napoleonischen Kriegen und der Besatzungszeit konnte nur langsam wieder abgebaut werden. Um die Zeit von 1815 kamen zudem noch einige Missernten dazu, die eine Vergrößerung der bürgerlichen Armut nur noch vergrößerten. Erst in den 1830er Jahren konnten viele Schwierigkeiten auf diesem Gebiet überwunden werden. Eine neue Generation von Unternehmern wuchs heran, so zum Beispiel Alfred Krupp, der eine Eisenverarbeitungsfabrik in Essen gründete, die später viele tausende Arbeiter beschäftigte.  

  1. Der Deutsche Zollverein

Im Laufe der Zeit wuchsen die einzelnen deutschen Staaten immer weiter zusammen. Bereits seit der Erwerbung des Rheinlands und Westfalens drängte Preußen immer mehr auf eine Beseitigung der Durchgangszölle, die den Handel innerhalb Deutschlands erschwerten. Die hohe Anzahl an Zollschranken, die hohen Verwaltungskosten und der wachsende Schmuggel wurden immer hinderlicher. Der Gedanke eines gesamtdeutschen Zollvereins, der zu einem wirtschaftlich geeinten Deutschland beitragen sollte, wurde wach. Im Jahre 1834 wurde daraufhin der „Deutsche Zollverein“ gegründet, dem alle deutschen Staaten – mit Ausnahme Österreichs – angehörten. Er umfasste ein Gebiet von 420.000 km2 mit etwas 23,5 Millionen Einwohnern.  

  1. Die ersten deutschen Eisenbahnen

Westfälische Industrielle förderten den Bau einer Eisenbahn zwischen Köln und Minden, planten ebenso eine Kanalverbindung zwischen Rhein und Weser, um der Hansestadt Bremen Vorteile in Falle der Industrieerzeugnisse zu bringen. Bayrische Geldgeber ermöglichten den Bau der ersten deutschen Eisenbahn 1835 von Nürnberg nach Fürth. In der Zeit zwischen 1840 und 1850 verzwölffachte sich die Anzahl der Streckennetze.

 

Deutsches Geistesleben

 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte sich das deutsche Volk im politischen Bereich nicht sonderlich durchsetzen. Auf dem Gebiet des Geistigen konnte man sich jedoch bei weitem mit allen Völkern der Erde messen. Die französische Schriftstellerin Madame de Staël hatte Deutschland um 1800 gar als „Land der Dichter und Denker“ bezeichnet. Während Goethe mit „Faust II“ sein einzigartiges Lebenswerk abschloss, führte Beethoven in seinen späten Werken die abendländische Musik zu einer neuen Höhe. Ebenso in der Philosophie tat sich Deutschland hervor. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel schuf sein maßgebendes System der Philosophie, das auch noch heute von nicht geringer Bedeutung ist. Seine Deutungen der Geschichte als Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit, des Staates als verwirklichte sittliche Idee, waren für Europa von entscheidender Bedeutung. 
Zeitgleich machte sich seit den 1830er Jahren eine Bewegung des „Jungen Deutschland“ einen Namen, die mit scharfer Kritik die politischen und sozialen Verhältnisse monierte. Heinrich Heine, Ludwig Börne und Ferdinand Freiligrath wurden rasch volkstümlich. Ebenso bedeutend war Georg Büchner, der mit seinen Dramen „Dantons Tod“ und „Woyzeck“ erst nach seinem Tod volle Anerkennung erlangte. Zu bemerken ist, dass alle diese Personen ins Ausland fliehen mussten. Das reaktionäre Deutschland des Biedermeiers war für diese kritischen und freien Geister nicht gedacht.

 

Deutschland vor der Revolution

 

  1. Friedrich Wilhelm IV. (1840 – 1861)

Im Jahre 1840 wurde Friedrich Wilhelm IV. zum König von Preußen ernannt. Mit dem Sohn Friedrich Wilhelms III. versprach man sich den Beginn einer freiheitlichen Ära, Einschränkung der Polizeigewalt und Verstärkung der Volksrechte in einer modernen Verfassung. Doch obwohl sich der neue preußische König als durchaus großzügig erwies und unter anderem zahlreiche politische Verfolgte begnadigte (so zum Beispiel die Gebrüder Grimm), änderte dieses nichts an dessen Einstellung. Denn gerade Friedrich Wilhelm IV. betonte sein Gottesgnadentum und stand damit im scharfen Gegensatz zu den beiden geistlich-politischen Hauptströmungen der damaligen Zeit: der Demokratie und dem Liberalismus.  

 

  1. Soziale Protestbewegungen

Der Wechsel von einer agrar- zu einer kapitalistischen Industriegesellschaft mit dem gleichzeitig explosionsartigen Zuwachs der Bevölkerung, sorgte für Probleme wirtschaftlicher und sozialer Natur, denen die Regierungen lange Zeit nicht Herr werden konnten. Auch die Erhöhung der Nahrungsmittelerzeugung, die bedeutenden technischen Fortschritte sowie die Ausweitung der gewerblichen Produktion konnten den Problemen nicht entgegenwirken. Die Wirtschaftskraft reichte in den meisten Ländern einfach nicht aus, um Hunger, Not und Arbeitsmangel entgegenzuarbeiten. Die Zeit der Frühindustrialisierung (1820 – 1850) wurde somit zu einem Zeitalter der Massenarmut, des „Pauperismus“.  
Schon in den Jahren 1816/17 führten Missernten zu Hungersnöten. In der Zeit 1846/47 verschärfte sich die Situation sogar noch, als eine Million Menschen den Hungertod starben. Ebenso sorgte eine Cholera-Epidemie in den 1830er Jahren, der insbesondere durch Unterernährung geschwächte Menschen zum Opfer fielen, für eine wesentliche Verschlechterung der Lebenssituation der Bevölkerung.
Die zahlreichen Protestaktionen dieser Zeit entstanden durchweg aufgrund solcher Notsituationen. Bauern rebellierten unter anderem gegen die Nutzungsrechte am ehemaligen Gemeinbesitz, die Handwerker forderten ein gerechtes Preis-Einkommens-Verhältnis und Arbeiter protestierten gegen zu geringe Löhne und zu lange Arbeitszeiten.
Die Notlage der Weber in Ostwestfalen und Schlesien offenbarte sich 1844 im schlesischen Weberaufstand. Als Handarbeiter waren die Leinenweber nicht in der Lage, mit der Produktivität der modernen maschinellen Webstühle mitzuhalten. Sie mussten trotz längerer Arbeitsdauer immer niedrige Verkaufszahlen in Kauf nehmen. Die Demonstrationen wurden vom preußischen Heer schnell unterdrückt.  
Doch nicht nur in Schlesien kam es zu Unruhen, auch in anderen preußischen Provinzen war der Unmut der Bevölkerung zu spüren. Der Ruf nach einem „Vereinigten Landtag“ wurde laut, der die  politische Mitbestimmung für alle preußischen Gebiete garantieren sollte. Hatten bisher nur acht Provinzen die Möglichkeit, sich ins politische Leben des Staates einzufügen, sollten mit dem „Vereinigten Landtag“ Vertreter ganz Preußens zusammenkommen. Friedrich Wilhelm IV. zeigte jedoch wenig Interesse, diese Einrichtung als eine dauerhafte Institution Preußens zu etablieren. Immer wieder betonte er sein Gottesgnadentum und wandte sich gegen eine freiheitliche Verfassung.

 

Die Revolution von 1848

 

  1. Das Streben nach einer demokratisch-freiheitlichen Verfassung

Während in Länder wie den Vereinigten Staaten von Amerika oder den westeuropäischen Ländern das Bürgertum an die Macht gelangt war, waren Preußen und Österreich in dieser Hinsicht immer noch als rückständig zu bezeichnen. Noch immer herrschten dort absolutistische Regierungsformen vor. Diese Verzögerung gegenüber dem Westen fand zum einen seine Ursache in der Zersplitterung Deutschlands in viele kleinere Einzelstaaten sowie in der Vernichtung des städtischen Frühkapitalismus. Der Krieg gegen Napoleon, die wirtschaftliche Vereinigung durch den Deutschen Zollverein sowie das Aufkommen des Liberalismus schürten im Volk jedoch immer mehr den Wunsch nach einer modernen demokratisch-freiheitlichen Verfassung.  

  1. Die deutsche Märzrevolution von 1848

In Deutschland fanden die Volksbewegungen der europäischen Nachbarländer großes Ansehen. So erfolgten zum Beispiel im Januar 1848 die ersten italienischen Bewegungen und auch in Frankreich brachen im Februar desselben Jahres Barrikadenkämpfe aus. Diese Taten sorgten für Aufsehen im deutschen Volk, das nun umso heftiger sein Recht auf Presse- und Redefreiheit und eine Einführung der Volksbewaffnung verlangte. Ausgehend von Baden, der Rheinpfalz und Westfalen, erfasste diese große Volksbewegung bald weite Teile Deutschlands. Überall gaben die Regierungen kampflos auf und beugten sich dem Willen des Volkes. 
Ihren Höhepunkt fanden die deutschen Märzevolutionen von 1848 in Berlin, wo sich eine große Menschenmenge vor dem Berliner Schloss versammelte, um den Monarchen ihre Forderungen zu übermitteln. Die gewaltbereite Menge zeigte sich erfreut, als der König den Volkswünschen weitgehend entgegenkam. Während der Verhandlungen kam es jedoch zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Wachleuten, zwei Schüsse fielen. Die Menge floh, aber nun wuchsen überall Barrikaden: Pflaster wurden aufgerissen, Wagen umgeworfen. Das Volk griff zu den Waffen, es folgten blutige Kämpfe in den Straßen Berlins.  
Noch in derselben Nacht entschloss sich der König, dem Treiben ein Ende zu setzen und willigte vorbehaltlos in die Forderungen der kämpfenden Menge ein. Die Revolution hatte gesiegt. Als Symbol der Anerkennung der Gefallenen zwang das Volk seinen Monarchen durch Abnehmen seiner Mütze die Opfer der Barrikadenkämpfe zu ehren. Dies stellte eine außergewöhnliche Tat in der Geschichte der preußischen Monarchie dar. Der König musste sofort ein liberales Kabinett einberufen und verkündete von fortan, dass Preußen in einem fortschrittlichen und modernen Deutschland aufgehen solle.  
 

  1. Die deutsche Nationalversammlung

In der alten Reichsstadt Frankfurt am Main trat die erste deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche zusammen, das erste gesamtdeutsche, frei gewählte und verfassungsgebende Parlament. Dort versammelte sich eine geistige Auslese Deutschlands, die sich vorwiegend aus Akademikern  zusammensetzte. Personen wie Jakob Grimm, Ernst Moritz Arndt, der Turnvater Jahn, Ludwig Uhland, Brentano und Fröbel verschafften der Nationalversammlung auch über die Grenzen Deutschlands Anerkennung. Zum Präsidenten wurde Heinrich von Gagern gewählt.  
Es dauerte jedoch nicht lange, bis nach einiger Zeit die Vertreter des gebildeten Bürgertums von den Forderungen der Radikalen abrückten. Zunehmend zeichnete sich eine Parteienbildung ab, nachdem sich weite Kreise des Bürgertums den radikalen Revolutionsforderungen entgegenstellten. Die wochenlangen Barrikadenschlachten 1830 in Paris waren für viele Abgeordnete jedoch ein warnendes Beispiel. So wählten sie als Reichsverweser, d. h. als Oberhaupt der provisorischen Reichsregierung, den Erzherzog Johann. Da sich Preußen und Österreich gegen die Forderung stellten, ihre Truppen auf den neuen Reichsverweser zu vereidigen, war die Nationalversammlung ohne eigenes Militär. Auch gewann sie keine Verwaltungskompetenz gegenüber den Einzelstaaten. Ebenso die stetig voranschreitende Aufspaltung der Abgeordneten in politische Zusammenschlüsse führte dazu, dass man weitgehend machtlos blieb.  
Die Frankfurter Nationalversammlung setzte im Dezember 1848 den ersten Grundrechtskatalog der Deutschen auf. Nach langen Diskussionen schufen die Abgeordneten eine Verfassung, die noch bis zum Bonner Grundgesetz von 1949 Einfluss haben sollte.  
Dann geriet die Versammlung jedoch in Konflikt, als es zum Thema der nationalen Einheitsbewegung kam. Ohne Zweifel bestand diese Bewegung bereits, jedoch spaltete sie sich in eine kleindeutsche und großdeutsche Lösung auf. Die Kleindeutschen forderten die deutsche Reichseinheit unter der Herrschaft Preußens und Ausschluss Österreichs, wohingegen die Großdeutschen auch die Deutschen der Donaumonarchie mit einbinden wollten.  
Am 28. März 1849 wurde die Reichsverfassung angenommen und Friedrich Wilhelm IV. zum deutschen Kaiser gewählt. Dieser sprach sich jedoch voller Verachtung gegen das feierliche Angebot aus und lehnte die Kaiserkrone ab: 

„Einen solchen imaginären Reif, aus Dreck und Letten gebacken, soll ein legitimer König von Gottes Gnaden und nun gar der König von Preußen sich geben lassen, der den Segen hat, wenn auch nicht die älteste, doch die edelste Krone, die Niemand gestohlen worden ist, zu tragen? ... Ich sage es Ihnen rund heraus: Soll die tausendjährige Krone deutscher Nation, die 42 Jahre geruht hat, wieder einmal vergeben werden, so bin ich es und meines Gleichen, die sie vergeben werden. Und wehe dem, der sich anmaßt, was ihm nicht zukommt!“ 

Damit war das Hauptanliegen der Frankfurter Nationalversammlung, die Gründung eines deutschen Einheitsstaates, gescheitert.

  1. Der Sieg der Reaktion

Mittlerweile hatte sich der Gegensatz zwischen dem auf der einen Seite gebildeten Bürgertum und den auf der anderen Seite Arbeitern sowie von der aufkommenden Industrie bedrohten kleinern Handwerkern immer weiter vertieft. Unter der Führung von Friedrich Hecker versuchte das revolutionäre Volk, die Regierungsgewalt in Baden an sich zu reißen. Die Widerstandsbewegung wurde aber von den Bundestruppen gewaltsam niedergeschlagen. Ebenso wurden völkisch-revolutionäre Bewegungen in Ungarn sowie in Berlin und Dresden blutig vom staatlichen Militär gestoppt. Obwohl in Österreich die revolutionären Mächte anfangs auch siegreich waren und ihren Staatskanzler Metternich als Symbol der Reaktion stürzten, wurden auch hier die bewaffneten Aufstände gewaltsam niedergeworfen. Die Reaktion hatte allerorts gesiegt.

 

Deutschland nach der Revolution

 

  1. Auflösung der Nationalversammlung

In Frankfurt am Main wurden die Abgeordneten der Nationalversammlung durch Soldaten daran gehindert, der Sitzung der Paulskirche beizuwohnen. In Berlin zog wieder der König mit seinen Soldaten ein, die Bürgerwehr der Aufständischen wurde aufgelöst. Die Kämpfer für ein einheitlich-freies Deutschland wurden überall verfolgt und eingesperrt, manche erschossen. 

  1. Die oktroyierte Verfassung

Nach dem Sieg der Reaktion wurde auch bald in Berlin ein konservatives Ministerium ernannt und somit eine Militärdiktatur errichtet. Die preußische Nationalversammlung musste auseinander treten, schließlich wurde das Wahlrecht geändert. Der König erließ eine oktroyierte (von oben erlassene) Verfassung, d. h. sie wurde ohne Einwirkung des Volkes beschlossen. Diese Verfassung von 1850 – die in Preußen bis 1918 galt – führte erstmals das Dreiklassenwahlrecht ein. Somit wurde die Stimmenzahl nach der Steuerleistung bewertet. Die vollziehende Staatsgewalt blieb alleinig in den Händen des Königs. 
Der Versuch, die Gründung eines einheitlichen und freiheitlichen Deutschland zu erreichen, erfolgte erst 21 Jahre später mit der Reichsgründung 1871.